PATIENTENBERICHT: LINSENIMPLANTATION IN PRAG, DER ZWEITE BESUCH

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Im zweiten Teil dieses zweiteiligen Artikels berichtet Scott O’Regan McGowan über seine persönliche Reise zu einer Linsenersatzoperation. Auf diese Weise erhalten Sie einen detaillierten Bericht über die chirurgischen Eingriffe in der Tschechischen Republik aus erster Hand. Scott wird auch berichten, wie die OP seine allgemeine Lebensqualität verbessert hat.

Dieser Artikel wurde ursprünglich im August 2018 im Optician.net veröffentlicht, der wichtigsten britischen Fachzeitschrift für Optiker.

Prag, 2. Oktober

Ich war nicht ganz sicher, wie ich meine Zeit in Prag verbringen sollte. ich war bisschen aufgeregt, wie fit ich sein würde, nach der Augen-OP herumzulaufen. Es fühlte sich auch wie ein so bedeutsames, lebensveränderndes Ereignis an, so dass wir beschlossen, es als einen Familienurlaub zu gestalten. Meinen Kindern, Murdo und Clodagh, die zu dieser Zeit 5 und 6 Jahre alt waren, wurde gesagt, dass Daddy Roboteraugen bekommt, und sie fanden es ganz cool. Wir haben für diese Woche eine günstige Ferienwohnung in der Nähe der Klinik gebucht. Die Route sollte am Montag in Prag anfangen (wir fuhren in den hervorragenden Prager Zoo). 1. Augenoperation am Dienstag, Augenuntersuchung am Mittwoch, 2. Operation am Donnerstag, Untersuchung am Freitag und Rückflug am Samstag.

Die Operation

Am Tag der Operation verabschiedete ich mich von meiner Familie und begab mich mit einer kleinen Tasche mit meinen privaten Sachen in die Klinik. Ich war so aufgeregt. Bei der Ankunft in der Klinik war ich überrascht. Es war mir nicht in den Sinn gekommen, dass die Operation an einem anderen Ort stattfinden würde und ich hatte nicht gedacht, danach zu fragen. Dominic traf mich und brachte mich ins Krankenhaus, das sich gleich um die Ecke neben einem Hotel befand. Der Innenbereich des Krankenhauses war einem britischen Krankenhaus sehr ähnlich, vielleicht ein bisschen älter als einige. Die Einzelabteilungen waren von verschiedenen Türen in einem langen Korridor getrennt. Es gab keinen erkennbaren Empfang. Dominic führte mich durch eine Tür und ich war sofort in einem kleinen Flur, wo ich meine Schuhe ausziehen musste. Er sagte mir dann, wo ich mich umziehen soll und wo es die Klinik-Schuhe zum Anziehen geben sollte.

Als ich ins Nebenzimmer ging, ertönten wieder verschiedene „Dobry Den!“ und ich setzte mich. Eine Plastik-Duschhaube für die OP wurde auf meinen Kopf gesetzt. Alle anderen im Raum, weitere 5 Personen, trugen auch die gleichen Duschhauben. Es wurde mir ein Schildchen mit meinem Namen und die Bezeichnung ,,linkes Auge´´ auf die Kopfbedeckung aufgeklebt. Ich setzte mich und mein Blutdruck wurde gemessen. Eine Krankenschwester tropfte mir örtlich betäubende Augentropfen in die Augen. Ich wurde gebeten, die Augen geschlossen zu halten. Ich erhielt eine kleine Pille, von der mir gesagt wurde, dass ich mich entspannt fühlen würde.

Ich hatte die Klinikschuhe an den Füssen, Plastik-Duschhaube auf dem Kopf und geschlossenen Augen. In einem Raum war eine etwas ziemlich meditative Melodie zu hören. Ich hörte Gespräche um mich herum, die in der tschechischen Sprache geführt wurden. Ich fing an, über meine Augen nachzudenken und ob meine Augen wirklich anders funktionieren werden? Würde ich die Welt mit mehr Farbe sehen? Bin ich mir der Linsenimplantaten bewusst? Wie würde ich ohne Brille aussehen ...?

"Herr McGowan, machen Sie bitte Ihre Augen auf. "

Ich öffnete meine Augen und sah das Gesicht der Krankenschwestern ganz in meiner Nähe und sie fokussierte meine Augen. Es ist ein seltsames Gefühl, jemanden so genau hinschauen zu lassen. Tropfen gehen rein. Die Dame gegenüber mit den blauen Crocs-Schuhen lächelte mich an und ich lächelte zurück.

"Gut. Machen Sie bitte Ihre Augen wieder zu. "

Ich habe im Hintergrund wieder ein Gespräch in tschechischer Sprache gehört. Mit geschlossenen Augen fühlt sich die Hintergrund-Konversation sehr intim an. Ein bisschen wie ein Radio mit Kopfhörern im Dunkeln zu hören. Die Stimmen klingen sehr gefällig. Ich begann mich zu fragen, ob die entspannende Pille eine Wirkung hatte. Ich fühlte mich ziemlich entspannt, vielleicht ein bisschen müde. Ich war mir eines Gespräches bewusst und jemand aus dem Raum ging in den nächsten Raum, um sich auf die OP vorzubereiten. ("Dobrý den!"). Ich denke, ich bin der nächste! Ich war nun ein bisschen stolz darauf, wie selbstsicher und entspannt ich war. Ich fragte mich, ob alle anderen die Augen geschlossen hatten. Ich hörte, wie Dominic einen anderen Patienten hereinbrachte, ich spähte durch meine Augenlider und sah jetzt wieder rote Crocs-schuhe. Diesmal sprach Dominic Deutsch. Wow! Ich muss ihn fragen, wie viele Sprache er beherrscht und wie es sich anfühlt, zwischen Sprachen hin und her zu wechseln.

"Herr McGowan, machen Sie bitte Ihre Augen auf. "

"Gut."

"Jetzt wieder zumachen."

Diesmal sehr schnell. Meine Augen schienen sich langsam an das Licht zu gewöhnen. Das Gesicht der Krankenschwestern war ganz nah. Sie sah aus, als würde sie in einen Spiegel schauen oder in eine Kamera. Augen geschlossen. Ich dachte dabei an meine Familie, die wandert um diese Zeit durch Prag. Ich fragte mich wie Valerie es schafft, mit den Kindern durch Prag zu laufen. Wahrscheinlich haben sie einen Ball dabei.

"Herr. McGowan. "

Ich wurde in einen präoperativen Raum geführt, dort prüfte die Krankenschwester, ob ich noch zusätzliche Tropfen benötigen würde oder ob das Lokalanästhetikum schon wirksam war. Ich fühlte mich gut. Ich wurde in den Operationssaal geführt und dem Chirurgen vorgestellt. Das war genau wie in jedem anderen Operationssaal, außer dass es mich mehr an einen Zahnarztstuhl erinnerte.

"Das ist für Sie, um es fest zu halten."

Ich bekam ein rotes flauschiges Stofftier zum Halten. Ich hielt es fest, weil ich nicht wusste, wo ich es sonst hinstellen sollte. Als die OP begann, wurde mir genau erklärt, was in jeder Phase vor sich ging. Mein rechtes Auge war bedeckt und mein linkes Auge wurde vorsichtig mit einer Klammer offengehalten. Ich hatte mich vorher über die Prozedur informiert und war erfreut zu sehen, wie meine Linse zerbrach. Es war, als würde man durch ein Mikroskop schauen. Alles war ganz klar. Unglaublicher weise sah ich dann, wie die Teile meiner Linse entfernt wurden. Zu diesem Zeitpunkt war meine Sicht ziemlich verschwommen und nicht mehr so ​​hell. Der Chirurg gab dann bekannt, dass er nun eine künstliche Linse einführte. Ich sah das Werkzeug des Chirurgen vor meinem Gesicht. Es war, als wenn ich eine Sendung im Fernsehen über Sub-sichtbare Mikroteilchen ansehen würde, außer dass es mein Auge war und plötzlich hatte ich sofort eine super klare Sehkraft.

Es war unglaublich!

Ich hatte Angst, mich zu bewegen, und sagte durch die Zähne: „ICH KANN SEHEN!“ Sofort wurde eine Augenklappe über mein Auge gelegt, und die OP war beendet. Ich ließ mich mit meinem Chirurgen fotografieren und bedankte mich bei ihm. Ich gab das Stofftier zurück und bemerkte, dass ich seinen Hals ein wenig zusammengedrückt hatte. Ich ging hinaus, um mich mit Dominic zu treffen, zog mich um und ging, um meine Familie im örtlichen Café zu treffen und einen großen Kaffee zu trinken. Sie waren etwas spät dran, sie hatten die Zeit einigen interessanten Läden verbummeln. Ich hatte keine Schmerzen, kein anderes Unbehagen als das Tragen einer Augenklappe und war unglaublich aufgeregt. Als wir das Café verließen, gingen wir mit den Kindern in einen der vielen öffentlichen Parks in Prag, und ich weiß nicht, ob es mir erlaubt war, aber ich genoss ein Bier in der Sonne im Park.

Nach Prag

Das zweite Auge lief genauso leicht wie das erste. Meine Sicht war so viel besser als früher. Ich musste den anderen ein bisschen komisch erscheinen, als ich immer wieder von glänzenden, hellen Gegenständen abgelenkt wurde. Alles sah frisch und neu aus. Die Farben waren lebendig und kräftig. Ich hatte Spaß beim Lesen der Autokennzeichen, als sie vorbeigefuhren. Vor allem meine Nachtsicht war so viel besser als mit Brille. Die Nachtlichter von Prag schienen wunderschön. Es war, als würde man wirklich sehen. Es ist schwer den Unterschied genug zu beschreiben.

Als ich zu Hause ankam, war ich gerade dabei, die Kinder von der Schule abzuholen, und bemerkte plötzlich einen weiteren fantastischen Unterschied. Es schien, als sich die Baumlinie neben dem Pfad bewegt und ich bemerkte, dass ich definitiv viel mehr „in der Runde“ sah. Aufgrund der Stärke meiner Linsen hatte mir die periphere Sicht im größten Teil meines Lebens gefehlt. Als ich vorwärts ging, konnte ich gleichzeitig periphere Objekte, Bäume und die Straße erkennen, die sich ,,zurückbewegten´´. Das war ein unvorhergesehenes Ergebnis, das sehr schwer zu beschreiben ist, wenn man das noch nie erlebt hatte.

Ich frage mich, wie unterschiedlich unsere Sehkraft wirklich ist. Ich muss eine Sonnenbrille tragen. Ich war mit den Kindern schwimmen, trug eine Brille, um unter Wasser zu sehen, es war lustig. Wenn ich morgens aufwache, muss ich nicht meinen Kopf bewegen, um die Brille zu finden. Ich öffne nur noch meine Augen, um das Morgenlicht zu genießen. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man vieles vorher nicht geschafft hat. Das Tragen einer Lesebrille war jedoch notwendig, da ich nicht für Multifokallinsen geeignet war. Ich gebe zu, dass es ein wenig frustrierend war, mich an eine Kurzsichtigkeit zu gewöhnen, aber auch jetzt, 8 Monate später, bin ich immer noch davon völlig begeistert… Nur einfach sehen!

Gastblogger: Scott O’Regan McGowan

Übersetzung: Petra Hubáčková